200 Einzelhändler in der Jenaer Innenstadt wurden von der Bürgerinitiative „Mein Eichplatz – unser Jena“ nach ihrer Meinung zur geplanten Eichplatzbebauung befragt. Der Rücklauf erinnerte an den Bürgerhaushalt: 20 vorwiegend kleine Geschäfte antworteten, darunter zwei Lebensmittelhändler, sieben aus dem Bereich Bekleidung/Schuhe und elf aus der Kategorie „sonstige“. Auf eine stärkere Trennung wurde verzichtet, um die Anonymität zu gewährleisten.
Für die Stadt sind diese Händler durchaus wichtig, denn bis auf einen sind alle in Jena steuerpflichtig und zahlen zwischen fünf- und achtzigtausend Euro im Jahr.
Ein einziger Ladeninhaber erwartete vom Bau eines neuen „Eichplatz-Centers“ positive Auswirkungen auf sein Geschäft, fünfzehn dagegen negative. Teilweise wird diese Erwartung von Erfahrungen gestützt: fünf berichteten von Umsatzeinbußen zwischen zehn und fünfzig Prozent durch die Eröffnung der Goethe-Galerie.
Mit besonderer Sorge wird die Verringerung der Parkfläche gesehen. 85 Prozent erwarten dadurch Nachteile für ihr Geschäft. Auf eine höhere Attraktivität der Innenstadt durch die Eichplatz-Bebauung hoffen dagegen gerade einmal drei, während zehn meinen, dass sie sich verringern wird.
Zwölf machten von der Möglichkeit Gebrauch, Kommentare abzugeben. Neben einem einsamen „endlich anfangen!!!“ und einem vorsichtigen „Wir werden sehen …“ fand sich viel Kritik. „Die Kaufkraft und der Bedarf der Jenenser und ihrer Besucher wird sich durch ein weiteres Einkaufszentrum nicht erhöhen – der zu verteilende Kuchen wird lediglich in kleinere Stücke geteilt“ ist eine charakteristische Äußerung. Der Stadt fehlt es nach Ansicht der Händler vor allem an Wohnungen … und Grünflächen. In einem weiteren Center würden ohnehin nur die großen Ketten durchhalten, lautet eine mehrfach genannte Befürchtung. Was tatsächlich fehle, seien „Läden für die Mittelklasse“ und ein Vollsortimentkaufhaus.
Viel Optimismus scheinen die Baupläne für den Eichplatz im innerstädtischen Einzelhandel nicht auszulösen. Den prophezeiten Zustrom von neuer Kaufkraft kann sich offenbar kaum einer vorstellen. Während die großen Geschäfte (es wurden auch die Mitarbeiterzahlen erfragt) der Sache anscheinend relativ gleichgültig gegenüberstehen, machen sich unter den kleinen Sorgen breit. Nach den Erfahrungen anderer Städte sind die durchaus berechtigt.
Autor: Heidrun Jänchen